Alwin Rohner – der Kunstsammler


Ein Wolfurter, der in Lauterach heimisch wurde.

Alwin Rohner, 84 Jahre alt, ist ein hintergründiger Beobachter. Es erinnert an seine Leidenschaft als Jäger, wenn er vom Hochstand aus die Natur und das Wild beobachtet. Es ist ein Sinnbild für die Rohner`sche Annäherung an die Welt. Beobachten und Nachdenken. Alwin Rohner schreibt seine Gedanken gerne auf. Handschriftlich formuliert er seine Wahrnehmungen zu den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Veränderungen. Seit 55 Jahren lebt er in Lauterach. Der Grund war die Heirat mit seiner Frau Anneliese. Sein Lauteracher Hochstand ist sein 1996 eröffnetes Kunsthaus. 200 Jahre regionales Kunstschaffen hat er in Bildformaten gesammelt – mit Werken von Oswald Baer, Albert Bechtold, Hubert Berchtold, Stefanie Hollenstein, Edmund Kalb, Angelika Kauffmann, Herbert von Reyl-Hanisch, Rudolf Wacker: ein Querschnitt über das regionale Kunstschaffen der letzten 200 Jahre.

Alwin Rohner (rechts) führt Johannes Schmidle durch das Rohnerhaus.


Im Podcast-Gespräch mit Johannes Schmidle macht Alwin Rohner deutlich, dass er ein „harter Schufter“ war. Aufgewachsen in einer Landwirtschaft mit zwei Geschwistern wurden die Rohner-Kinder angehalten mitzuarbeiten. Vater Paul Rohner betrieb nebenbei ein kleines Transportunternehmen, in dem anfänglich während des Zweiten Weltkrieges für die Firma Doppelmayr Maschinenteile aus Friedrichshafen zur Bearbeitung nach Wolfurt oder später Zement von Lörüns mit Traktoren und einem Lastwagen samt Chauffeur ins Unterland oder tonnenschwere Wuhrsteine vom Hohenemser Steinbruch zur Bregenzerache transportiert wurden. Alwin Rohner musste, wie er betont, ohne Rechenmaschine, als 12-jähriger Schüler die Rechnungen für das Wasserbauamt schreiben. Beamte dieses Amtes kamen zur Überprüfung von deren Richtigkeit zu den Rohners und Alwin Rohner meint an dieser Stelle, dass ihm so das Rechnen sprichwörtlich ins Blut übergegangen sei.

 

In einem Stickereigebäude einer Tante von Alwin Rohner liegt der Ausgangspunkt für das heute noch auf diesem Grund bestehende Betonwerk Rohner in Wolfurt. Sie nannten es ursprünglich Zementerei, in der dann Ziegel, Rohre und letztlich Beton produziert wurden. Alles hat klein begonnen und das heutige Betonwerk wird mittlerweile von seinem Sohn Rochus geführt. Bis vor vier Jahren war der Vater im Betrieb mit dabei.


Während seiner Jahre als Leiter des Betonwerks hatte der Unternehmer Alwin Rohner keine Zeit für die Kunst, aber an den Wochenenden ließ er sich durch Vernissage-Besuche zum Betrachten von Kunst hinreißen. Dazu kamen Weltreisen in den Wintermonaten, weil da das Betongeschäft ruhte. Von Nepal über Indien und u. a. bis nach Galapagos. Am meisten beeindruckten ihn die Hauptstädte Paris, London und Berlin. Sechs-, siebenmal sei er dort gewesen. Museen und viele Galerien habe er abgeklappert. Auf diesen Reisen kam ihm der Gedanke, die von ihm gesammelte Kunst der Öffentlichkeit zu zeigen. „Vorarlberg ist klein, aber ich hätte ja auch etwas zum Herzeigen“, umschreibt Rohner seine Gedankengänge damals vor 25 Jahren.

 

Das Rohnerhaus, von einer Privatstiftung geleitet, soll ein offener, ästhetischer Lebensraum und ein Ort der Kunst und der Debatte zu aktuellen Themen, aber auch eine Begegnungsort mit der eigenen Kultur, unseren Vorfahren und unseren Nachbarn sein, so Alwin Rohner. Ansonsten gebe es keine Auflage oder Vorgabe an seine Töchter Barbara Rabea und Viktoria, die das Museum leiten. Wenn etwas zu besprechen sei, dann werde das mündlich gemacht, zeigt sich der Gründer des Rohnerhauses offen. Zudem gebe das Rohnerhaus viel Arbeit und es lebe von der Akzeptanz durch die Bevölkerung. Alwin Rohner meint, es sei sein Ehrgeiz, das Haus so qualitativ attraktiv zu machen, dass es besucht wird.

 

Und dann hält er zum Schluss ein Plädoyer für den Frieden und die immerwährende Neutralität Österreichs, nach der alle Sanktionen gegenüber anderen Staaten abzulehnen seien. Dafür gehe er, wenn es sein muss, auch auf die Straße. Es ist der Punkt, an dem u. a. eine Diskussion über die aktuellen Sanktionen gegen Russland wegen des begonnenen Krieges gegen die Ukraine, beginnen könnte...

 



Das Rohnerhaus freut sich über Ihren Besuch!

Kirchstraße 14

www.rohnerhaus.at

Jeden ersten Sonntag im Monat bei freiem Eintritt von 10:30–17:00 Uhr geöffnet.

Fotos: Reinhard Mohr