Seit 43 Jahren wohnt Burgi Reiner in Lauterach. Getauft wurde sie auf den Namen „Dietburga“, in Anlehnung an den Namen der Mutter des Hl. Gebhard, des Patrons der Diözese Feldkirch. Aufgewachsen ist Burgi in Möggers. Ihre Eltern, beide mit Bregenzerwälder Abstammung, betrieben dort eine Landwirtschaft. „Mein Vater war ein ‚Vollblutbauer‘“, ergänzt sie. Acht Kinder zählte die Familie, da nach dem Tod einer Tante zu den fünf Kindern drei weitere in die Familie aufgenommen wurden.
Ihr Vater spezialisierte sich auf die Pferdezucht, was dazu führte, dass auch Burgi zur Turnier- und Springreiterin wurde. Eines der besonderen Weihnachtsgeschenke sei für ihn alljährlich der sogenannte „Pferdekalender“ gewesen, in welchem die Zuchtschönheiten gezeigt wurden, erinnert sich Burgi im Gespräch. Seit frühester Kindheit wurden sie und ihre Geschwister angehalten, auf dem Bauernhof mitzuhelfen. Eigentlich wollte sie die Tourismusschule besuchen. Als heranwachsende Frau wurde sie mit der Welt der „Landwirtschaft“ vertraut. Beim Jungbauerntanz war es mit dem Stück „Stelldichein in Oberkrain“ um Burgi und den Lauteracher Jungbauer Edwin Reiner geschehen. Sie wurden ein Paar und schritten an den Traualtar.
Burgi Reiner im Gespräch mit Johannes Schmidle
Burgi tauchte rückblickend kräftig ins Leben einer großen Landwirtschaft ein. Als Bäuerin galt es, die Frau am Hof, die Partnerin, die Mutter zweier Söhne und letztlich wiederum Oma zu sein. Apropos: Burgi Reiner ist zwischenzeitlich auch „Leihoma“ für Kinder, deren Familien Unterstützung benötigen. Es komme dabei auch zur spielerischen Begegnung zwischen den Leih-“ und ihren leiblichen Enkeln.
Die Heirat in eine Familie, in der man es gewohnt war, Arbeitsleistung zu erbringen und mitunter auch innere sowie äußere Widerstände zu überbrücken, sei herausfordernd gewesen. Auch beim Leben als Bäuerin gehe es um die tägliche Pflichterfüllung. Als „Ortsbäuerin“, die diese Funktion 15 Jahre innehatte, war ihr der Aspekt der gemeinsamen Begleitung der Landwirt:innen in der Gemeinde wichtig.
Mit der Idee der Vermarktung der eigenen Produkte wuchs die Grundlage für den späteren Hofladen, den Burgi Reiner 35 Jahre lang führte. Kartoffeln, Hobelkraut und Gemüse je nach Saison wurden angeboten. Der Hofladen war für die „Landwirtin aus Leidenschaft“ ein zusätzliches Standbein. Zudem sei der Laden eine wertvolle Kommunikationsbühne mit Menschen gewesen, die hier einkauften und mit denen man Freud und Leid teilen konnte.
Natürlich sei die Arbeit am Hof und im Feld wahrlich nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen. Wenn man nur daran denke, dass man in Regenperioden im vor Nässe triefenden Ackerboden stecke oder an heißen Sommertagen beim Einbringen von Heu auch lieber zu Hause unter Dach beziehungsweise im Schatten gewesen wäre. Zu dem Beruf gehöre eine ordentliche Portion Überzeugung und vielleicht sogar „Berufung“, damit es zum Lebensinhalt werde, so Burgi Reiner.
Der Begriff Berufung führt bei Burgi Reiner zur religiösen Dimension in ihrem Leben. Sie hält zu den religiösen Zentren in der Gemeinde intensiven Kontakt und nimmt Anteil an den Gemeinschaften in der katholischen Pfarre und im Kloster St. Josef. Gottes Wirken erfülle sie mit Dankbarkeit und Hoffnung für sich und auch für ihre Familie im Vertrauen auf den je eigenen Weg.
Fotos: Reinhard Mohr