Die Internistin Dr. Roberta Okhowat–Ebner und die GASCHT-Schulleiterin Dir. Mag. Nicole Okhowat-Lehner


Berührende Einblicke in die innige Beziehung zu ihrem Vater, dem renommierten Unfallchirurgen Dr. Robert Okhowat

 

Der Vater mit Migrationshintergrund war Arzt, die Mutter eine gebürtige Oberösterreicherin und auf seine drei Töchter soll der Vater ein gütiges und gestrenges Auge geworfen haben.  Vermeintlich zum Schutz der jungen Frauen, die von den Burschen nicht in ihren Lernerfolgen gestört werden sollten.

 

Zwei Töchter – Roberta und Nicole – machen im Podcast-Gespräch mit Johannes Schmidle deutlich, welch nachhaltigen Eindruck der Vater hinterlassen hat. Es wird spürbar bei der Frage nach seiner iranischen Herkunft, seiner Leidenschaft für die Medizin, für den Sport und auch für die Jagd. Dazu passt folgende kleine Episode, die aus einem Film sein könnte: Stellen Sie sich vor, eine aus Fleisch zubereitete Mahlzeit rührt einen zu Tränen. In etwa so muss man sich das im Hause Okhowat vorstellen, wenn die Töchter über ein vom Vater als Jäger erlegtes Wild in ihren Teller weinten, weil der tödliche Schuss auf das Tier in den Mädchen große Trauer auslöste.

Roberta (links) und Nicole (rechts) im Gespräch mit Johannes Schmidle


Dr. Robert Okhowat, 2018 verstorben, war ein in Vorarlberg sehr anerkannter und hochgeschätzter Unfallchirurg, der in seiner Freizeit für einige Vereine als Sportarzt tätig und zudem ein Wegbereiter für das Notarzt-System in Vorarlberg war. Mit 18 Jahren kam er für sein Medizinstudium aus dem Iran nach Wien. Nach Zwischenstationen in Vöcklabruck, im Ruhrgebiet und späteren Hospitationen in St. Gallen, sollte sein Arbeitsplatz ab 1977 am Privatkrankenhaus Böckle und später bis zu seiner Pensionierung an der Unfallchirurgie am LKH Bregenz sein.

Dr. Okhowat galt vielen als ein großer Menschenfreund. Seine Hilfsbereitschaft und seine offene Art führten immer wieder dazu, dass Menschen an seiner Haustüre einen medizinischen Rat erfragten oder er, wenn er von Unfällen erfuhr, auf direktem Weg zu einer Unfallstelle eilte.

 

Dieses Notarzt-Gen hat seine Tochter Roberta von ihm „geerbt“. Die Internistin – mit Ordination in Egg – war 12 Jahre lang Notärztin. Rückblickend sagt sie, sei ihr in dieser Bandbreite zwischen geglückter Über-“Lebensrettung“ und dem Unfalltod in all seinen Facetten nichts mehr fremd.

 

Dr. Robert Okhowat (1938-2018)

Dr. Robert Okhowat bei seiner Arbeit als Unfallchirurg



Nicole Okhowat-Lehner, die jüngste Tochter, erinnert sich an das vom Vater geförderte Springreiten. Alle drei Töchter haben eine Liebe zu Pferden.

 

Nicole erinnert sich auch an die Operation an einem Hirsch, der im Jagdgebiet des Vaters einen Beinbruch erlitten hatte und den Dr. Okhowat auf einem Pferdetransporter operierte. Tochter Nicole bekam eine Kamera in die Hand gedrückt und filmte diesen Eingriff für den Vater. Nicole Okhowat-Lehner wollte nicht, wie ihre beiden Schwestern, Medizinerin werden, sondern entschied sich für die Rechtswissenschaften. Geworden ist sie Direktorin der GASCHT (Gastgeberschule für Tourismusberufe). „An den Standorten Hohenems, Bezau und Bludenz zählt die Schule 230 Schüler:innen“, zeigt sich die Direktorin stolz auf die vergangenen 7 Jahre, in denen ihre Schule und sie selbst harte Problemstellungen durchhalten musste.

 

Die Okhowat-Töchter haben durch ihren Vater persische Wurzeln. Roberta machte sich auf den Weg zu Verwandten am Kaspischen Meer, wo Vater Robert aufgewachsen ist. Persisch habe er mit seinen Töchtern keines gesprochen, irgendwann aber nahm Roberta einen Anlauf und machte sich in einem ersten Schritt mit den persischen Schriftzeichen vertraut. Für Nicole käme eine Reise in den Iran derzeit jedenfalls nicht in Frage. Dafür seien für sie die Meldungen über den gewalttätigen Umgang mit Frauen und die Missachtung der Menschenrechte insgesamt zu schockierend und abstoßend.



Fotos: Reinhard Mohr