Die Krankenpflege zeigt sich nach der Pandemie in der Öffentlichkeit ziemlich angeschlagen und an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Bei der Begegnung mit Mitgliedern des Teams des Krankenpflegevereins überwiegt in den Schilderungen über den Arbeitsalltag die Freude am Beruf, an der Bereitschaft sich den täglichen Herausforderungen zu stellen und vor allem auch die Freude an der Zuwendung für Menschen im seelischen, medizinischen oder pflegerischen Krisenfall. Nicht immer sollte auch gleich die Rede vom Geld sein.

In dem Fall verweist Obmann Erwin Rinderer aber gerne darauf, weil mit den 33 Euro für eine Jahresmitgliedschaft beim Krankenpflegeverein eine wertvolle Vorsorge für den Krankheitsfall geleistet werden kann, die es um diesen Preis nur hier und nicht im restlichen Österreich gebe. „Es gibt bei uns keine Stoppuhr, mit der die Aufenthalte - auf die Minute - beim Patienten abgerechnet werden.“

Mit Blick auf die 110 Jahre des Krankenpflegevereins Lauterach kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die organisatorische Entwicklung in den letzten Jahren durch das pflegerische Knowhow und die damit einhergehende Professionalität einen außerordentlich hohen Level erreicht haben, der aufhorchen lässt. Mittlerweile ist es ein Team von zehn diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger*Innen, das sich auch in der gerontopsychiatrischen - mit DGKS Natalie Pruscha -, wie auch der palliativen Begleitung - mit DGKS Brigitte Höfle - eine große Wertschätzung erworben hat.

Die Hauskrankenpflege ist eine soziale Querschnittsmaterie. Die Wohnungstüren führen die Team-Mitglieder in alle gesellschaftlichen Bereiche. Sonja Kaiser, die Pflegedienstleiterin, ist seit 24 Jahren diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin in Lauterach. Sie und ihre Kolleg:innen erzählen wunderbar einfühlsame Geschichten über Begegnungen mit Menschen, die sie medizinisch, pflegerisch und palliativ betreuen und begleiten. Stolz verweist Sonja Kaiser auf die „Gelbe Mappe“, eine Kommunikationsmappe für alle PROFIS, die mit den vom Krankenpflegeverein begleiteten Personen zu tun haben. Hier ist alles dokumentiert, was für den Patienten persönlich, medizinisch und pflegerisch wichtig ist. Sämtliche Arztbriefe, Therapien und pflegerischen Maßnahmen sind hier dokumentiert und bringen Ärzte sowie die Kollegenschaft in der Pflege auf den jeweils aktuellsten Stand der Betroffenen. Sonja Kaiser betont die dadurch ermöglichte Augenhöhe zwischen Pflegepersonal und Ärzteschaft.  

Bereitschaftsdienste und Krisenfälle sind ein Faktum. Hilfestellungen in der Nacht und an Wochenenden gehören dazu. Auch dabei kommt es auf eine gute Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft insgesamt, insbesondere aber auch mit Gemeindearzt Dr. Hubert Dörler, an. Die Vereinsführung staunt über die Solidarität von Firmen, die etwa den Fuhrpark mitfinanzieren und jene von Bewohnern, die dem Verein durch ihr Engagement immer wieder den Rücken stärken. Davon weiß der Albert de Donder, der Historiker des Krankenpflegevereins, durch seine minutiösen Recherchen zu den 110 Vereinsjahren auch ein Lied zu singen.

Mehrfach stand der Krankenpflegeverein durch die Weltkriege oder auch dem Rückzug von geistlichen Schwestern und weltlichem Personal vor ziemlich schwer lösbaren Aufgaben. Sonja Kaiser betont auch die gute Zusammenarbeit mit dem Mobilen Hilfsdienst (MOHI). Hier sei eine gute Kommunikation und Abstimmung der Besuche wichtig, damit man sich nicht gegenseitig blockiere. Der MOHI ist Hilfe im Haushalt, erledigt Besorgungen, begleitet ihre Klientel bei Erledigungen, Ausflügen etc.