Wenige junge Menschen bringen so viele Weltstädte als Wohn- und Studierorte in ihr Leben. Bei Lena Yokoyama (28) reichen unglaublich viele Erfahrungen in die Welt hinaus und trotzdem bleibt letztlich Lauterach – die Heimatgemeinde ihrer Mutter – der Ort, der ihr Heimatgefühle vermittelt, egal wo sie gerade in der Welt unterwegs ist.
Tokio – die japanische Hauptstadt – wurde zum Ausgangspunkt ihrer Lebensreise. Drei Jahre lebt sie dort, ehe sie gemeinsam mit ihrer Mutter zur Oma nach Lauterach kommt. Ihre Mutter – Monika Grünbichler (ursprünglich Thurmberger) – stammt aus der Achsiedlung in Lauterach.
Lena spricht im Podcast mit Johannes Schmidle von einer sehr glücklichen und behüteten Kindheit. Sie besucht den Kindergarten Weissenbild für zwei Jahre und danach die Volksschule Dorf, wo ihr die Lehrerin Isolde Mihatsch, wie sie anmerkt, eine große Inspiration war.
Johannes Schmidle im Gespräch mit Lena Yokoyama
Lauterach war zwar „nur“ eine Zwischenstation, hier aber hat Lena für ihr Leben ihren „seelischen“ Anker gesetzt. Dafür muss man wissen, dass sie eine Zeit lang in Ebensee (Oberösterreich), dann in Salin de Giraud in Südfrankreich, in den USA und in Japan lebte. Allein die Schul- und Universitätslaufbahn gleicht einer Kette mit einzelnen „Lebens-Perlen“: das Gymnasium BRG Schloss Traunsee, das Collège Robbespierre und die Modeschule Ebensee. Mit sechzehn folgte ein Austauschjahr an der Flower Mound High School in Texas, dann erhielt sie ein Stipendium für ein Kunststudium in London. 2016, im Alter von 21 Jahren, zog sie nach London für ihr “Foundation Year” an der University of the Arts, wo sie Grundkenntnisse über Skulpturen, Malerei, Grafikdesign und Illustration kennenlernte. Darauf folgte ihr dreijähriges Bachelor Studium am Londoner Camberwell College of Arts in Illustration, wo sie 2020 graduierte.
Alwin Rohner, Lena Yokoyama und Johannes Schmidle im Rohnerhaus
Inzwischen lebt sie seit sieben Jahren im Londoner Stadtteil Camberwell, wo sie mit Freund:innen in einem kleinen viktorianischen Haus an einer ruhigen Straße mit einem Kunstatelier wohnt. Das Leben als Künstlerin sei zwar immer noch holprig, „mit hin und wieder sehr stressigen und dann wieder sehr ruhigen Zeiten ohne Aufträge, aber ich lerne immer besser damit umzugehen und bin zuversichtlich, dass es grundsätzlich immer weiter bergauf geht.“
Sie könne ihre Arbeit überall hin mitnehmen. Auslandsaufenthalte findet sie sehr bereichernd und so war sie 2021 drei Monate in Kolumbien, 2022 drei Wochen in Tokio, im Frühjahr 2023 einen Monat lang in New York und in diesem Sommer drei Monate in Marseille.
Alwin Rohner, Raphaela Berger, Lena Yokoyama und Johannes Schmidle
Die große weite Welt verbindet sich bei Lena Yokoyama mit der Sehnsucht nach „Heimat“. Über ihre Beziehung zu Lauterach sagt Lena: „Trotz des vielen Reisens gibt es für mich nie eine Frage, wo meine Wurzeln sind. Diese sind ganz klar in Lauterach, wo ich aufgewachsen bin. Meine Mama, meine kleine Schwester und ich sind äußerst stolze Vorarlbergerinnen und haben unseren Dialekt nie verloren. Wir verbringen jedes Jahr Neujahr, sowie auch den Großteil des Sommers in Lauterach.
In meinem Leben habe ich mich oft entwurzelt gefühlt wegen der ständigen Veränderungen, der neuen Leute, der neuen Orte oder der neuen Abläufe. Nachdem ich Lauterach verlassen hatte, gelang es mir nie, mich mit einem neuen Ort auf dieselbe Weise zu verbinden. Es ist daher schön das Reisen zu genießen und gleichzeitig zu wissen, dass ich immer ein stabiles und schönes Zuhause haben werde, zu dem ich zurückkehren kann. Je älter ich werde, desto mehr realisiere ich, wie sehr ich das Konzept der Heimat schätze. Ich interessiere mich mehr und mehr für die Geschichte Lauterachs, für mundartliche Ausdrücke und für die Menschen, die dieses Dorf geprägt haben. Es ist so schön mit meiner Großmutter über ihre Erfahrungen zu sprechen, wie sie in Lauterach aufgewachsen ist und wie sich alles über die Jahre verändert hat. Mein Projekt mit der Lauterach-Karte war eine tolle Möglichkeit das zu tun. Ich bin mittlerweile zu einem Lauterach-Fan geworden.
Daher fühle ich mich sehr geehrt, dass ich dieses Jahr für die Gemeinde Lauterach eine Illustration machen durfte und nun auch Gast beim Podcast INELOSO sein darf.“
Ein buntes Lauterach-Wimmelbild – gestaltet von Lena Yokoyama.
Mehr über Lena und ihre Arbeit:
Fotos: Reinhard Mohr