„Wie bringt man so viel Aktivität in ein Menschenleben?“ Das ist die Frage, wenn man dem Architekten Carlo Baumschlager begegnet. Er ist in Lauterach aufgewachsen, studierte in Wien Industrie-Design und Architektur an der Universität für angewandte Kunst. Sein Studium ist verbunden mit namhaften Professoren bzw. Lehrern wie Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer und Oswald M. Ungers. Auf die Frage, wer ihn in seiner Zeit als Gymnasiast für die Kunst begeisterte, nennt er den Vorarlberger Künstler Richard Bösch. Lehrer Bösch erkannte in Baumschlager dessen künstlerische Ader und hat ihm „die Angewandte“ in Wien empfohlen.
Mit dem von der Neuen Zürcher Zeitung so benannten „Vorarlberger Weltsprung“ wird die Ausweitung der Tätigkeit der 1985 gegründeten Vorarlberger Architektengemeinschaft Baumschlager-Eberle auf der nationalen und internationalen Bühne umschrieben. Das reicht von der Flughafenerweiterung Wien, einem Großkrankenhaus in Belgien, dem WHO/UNAIDS- Gebäude in Genf bis zu Hochhäusern in Peking.
Sehr interessant sind die Schilderungen dieser Arbeits- und Lebensphase, wenn Carlo Baumschlager über die gewaltigen Anstrengungen bei der Planung und Umsetzung solcher Projekte spricht. Bei China kommt noch das Erlebnis eines autoritären Gesellschaftssystems hinzu, das staatlich verordnet und überwacht, auch das Architektenteam aus Europa.
Johannes Schmidle trifft Carlo Baumschlager für diesen Podcast in seinem Büro in Dornbirn, der 2010 gegründeten Architektengemeinschaft Baumschlager-Hutter- Partners mit insgesamt 70 Mitarbeiter*Innen in Dornbirn, Wien, München, Heerbrugg, St. Gallen und Zürich.
Carlo Baumschlager ist nicht nur Architekt und Unternehmer, er hat seit 2007 auch eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München und leitet hier die nach ihm benannte „Klasse Baumschlager“. Zuvor lehrte er an Universitäten in den USA – genauer gesagt in New York - , aber auch in Kanada und an der FH in Stuttgart. Nach der Abarbeitung dieser Stationen reden wir auch über Architektur in Vorarlberg, über Pläne, Holzbau und Machbarkeitsstudien. Natürlich kommt die Rede auch auf Lauterach, wo Baumschlager in eine Planungs-und Machbarkeitsstudie für die Entwicklung am ALTEN MARKT eingebunden ist. Er spricht dabei von einem RE-Start und deutet damit an, dass Planung immer auch mit Interessen der Eigentümer, der Politik und somit der Bürger konfrontiert ist.
Wir kommen auch auf die diskutierte Untertunnelung der Bahnstrecke zu sprechen und fragen letztendlich nach seinen privaten Lebensräumen und erfahren, dass er ein Bauernhaus, das 1640 erbaut wurde, erworben und wohnbar gemacht hat. Es ist für ihn gleichzeitig ein Studienobjekt handwerklicher Baukunst, das Jahrhunderte überlebte. Letztlich geht es um Identitäten, die sich darin manifestieren, wie man Altes upcycelt und in Neues einbringt.
Nicht anders sei es bei der Identität von Gemeinden, die diese durch die Orts- und Raumentwicklung nicht verlieren, sondern wiedergewinnen sollten. Die Rede kommt auch auf das ehemals so benannte „Kuhdorf“, das, noch nicht so verkehrsbelastet, in Sachen Nachbarschaft viele Chancen für Gemeinsames eröffnete.